MEIN GOTT SEGNET ALLE


Warum bin ich bei den Pfadfindern?
Weil ich finde, dass wir eine große Gemeinschaft sind. Und in einer Gemeinschaft tragen wir alle eine Verantwortung für uns, für andere, für ein friedliches Miteinander.
Mal abgesehen davon, dass eine Welt ohne Vielfalt ja total langweilig wäre, gibt es überhaupt keinen logischen Grund dafür, weshalb bspw. gleichgeschlechtliche Liebe falsch sein könnte.
Warum kann ich nicht Frauen und Männer toll finden, wieso muss ich denn ausschließlich Frauen lieben dürfen?
Wer stört sich daran?
Es ist falsch, dass sich die katholische Kirche unsolidarisch gegenüber Menschen verhält, die ohnehin auch heute noch mit Problemen der Toleranz in unserer Gesellschaft zu kämpfen haben.
Unsere Wölflinge, unsere Kinder sollen wissen, dass sie lieben dürfen, wen sie halt lieben, ohne Angst vor irgendwas oder irgendwem haben zu müssen.
Ich glaube an einen Gott, der alle Menschen so liebt, wie sie sind.

Kennst du die Geschichte von Jesus und dem Zöllner?
Obwohl Zöllner als Geldgierig gelten,  läd Jesus sich bei ihm zuhause ein und segnet ihn.
Kennst du die Geschichte von Jesus und den Kindern?
Obwohl sie abgewiesen werden, holt Jesus sie zu sich und segnet sie.
Jesus verbrachte dabei seine Zeit mit vielen verschiedenen Menschen-Mit Randgruppen, mit Freunden, mit Alten, mit Jungen, mit Kranken.
Ich persönlich lese die Bibel und erfahre Gott als liebend.
Er nimmt mich so an, wie ich bin.
Ob es ihm dabei wichtig ist, wen ich liebe? Mein Gott liebt alle und segnet deswegen auch alle, die mit ihm leben wollen.

Es ist erst ein paar Wochen her, seit der Vatikan lautstark verkündete, keine gleichgeschlechtlichen Paare zu segnen. Schon diese Äußerung verursachte bei mir Fassungslosigkeit. Und Wut. Ganz viel Wut! Wieder einmal war es mir unangenehm, Teil einer solchen Institution wie der katholischen Kirche zu sein.
Kurz überlegte ich, für mich Konsequenzen zu ziehen: Sollte ich vielleicht einfach austreten, so wie viele andere vor mir?
So wirklich hatte ein solcher Gedanke keinen Platz in meinem Kopf, viel eher redete ich mir ein, dass die Äußerung ja aus dem weit entfernten Vatikan stammte – hier in meinem direkten kirchlichen Umfeld könnte doch niemand ernsthaft eine so antiquierte, für mich sogar schon homophobe, Einstellung haben. Und als in den Medien zahlreiche Kirchenvertreter auftauchten, die auch ganz offensichtlich ebenfalls ein Problem mit dem Statement des Vatikans hatten und sogar Gegenaktionen initiierten, war ich schon fast wieder versöhnt mit der Kirche.
Nichtsdestotrotz erschien es mir weiter wichtig, ein Zeichen gegen die getätigten Äußerungen zu setzen. Ich wollte, dass jeder weiß, dass wir als DPSG nicht für solche Äußerungen stehen. Ich wollte, dass unsere Gemeinde und sowieso jeder weiß, dass unser Glaube in der DPSG nicht ausgrenzt! Dass es bei uns keinen Unterschied macht, wer wen liebt. Und das bei uns jeder so sein darf, wie er*sie ist – und zwar kompromisslos.
Wir überlegten also in der Leiterrunde, eine Regenbogenflagge an der Kirche zu hissen, wie es an vielen anderen Kirchen deutschlandweit ebenfalls Menschen getan haben. Das letzte was fehlte, war die Zustimmung unseres Pfarrers. Die wurde uns verwehrt. Soweit ich das verstanden habe, findet auch unserer Pfarrer, dass Homosexuelle in Sünde leben würden. Schließlich gäbe es in der Bibel keinen einzigen Gegenbeweis.
Ich bin also wieder fassungslos, enttäuscht und wütend. Hier in meinem direkten kirchlichen Umfeld gibt es also doch Menschen, die antiquiert und - aus meiner Sicht – homophob denken.
Was mir also bleibt, ist ein ungutes Gefühl, wenn ich in Zukunft in die Messe gehe - ich weiß nun abermals, dass ich einer Gemeinde angehöre, die aussortiert und Menschen abwertet. Mir bleibt ein ungutes Gefühl, wenn ich den Pfarrer treffe. Und mir bleibt ein ungutes Gefühl, wenn ich jemandem erzähle, in welche Gemeinde ich gehe.
Was mir aber auch bleibt ist die Gewissheit, dass es bei uns Pfadfindenden anders ist.
Und das wir damit nicht alleine sind.
Und dass ich so oft es geht unseren Jugendlichen sagen werde, dass sie sein sollen, wer sie sein möchten.
Und dass sie lieben sollen, wen sie möchten.
Und dass sie immer willkommen sind!
Weil ich ganz fest davon überzeugt bin, dass Liebe nun mal Liebe ist – und mein Gott da keinen Unterschied macht!

„Ich liebe dich, aber…“
In Beziehungen - egal ob zwischen Eltern und Kind, zwischen Freunden oder zwischen Liebenden - passiert es schon mal, dass man einen Satz so anfängt. Wenn man diesen Satz hört, dann weiß man schon, dass das was nach dem „aber…“ kommt, die eigentliche Botschaft ist. Und meist ist diese Botschaft nicht schön und soll mit dem süßen Anfang nur verschnörkelt werden. „Ich liebe dich, aber du hast dich falsch verhalten.“ Diese Botschaft geht von einem selbst aus. Es lädt nicht zu einem Dialog ein, bei dem der andere seine Seite aufzeigen kann. Und man kann selbst nicht lernen, dass der Gegenüber vielleicht gar nicht falsch gehandelt hat. Man nimmt sich selbst die Möglichkeit der Kommunikation, die eine Beziehung doch erst so fruchtbar macht, weil man sich auf Augenhöhe begegnet.
Ich möchte in einer Beziehung zu Gott und auch zu der Kirche stehen. Und daher sehe ich Aussagen wie: „Wir segnen Homosexuelle, aber nicht die Verbindung von zwei Homosexuellen“ kritisch. Es sendet die Botschaft, dass Homosexuelle eben doch nicht in Ordnung sind. Es ist ein „Ich liebe dich, aber du liebst falsch.“
Es enttäuscht.
Ich glaube an einen Gott, der an einer Beziehung mit einem interessiert ist und auch an den Verbindungen zwischen Menschen, ganz gleich welcher Art. Und um es klar zu sagen (in der Hoffnung, dass es irgendwann nicht mehr explizit gesagt werden muss) auch an der Verbindung zwischen zwei Homosexuellen. Der bereit ist zu kommunizieren und zu lernen, so wie es auch die Kirche seit ihrer Gründung immer wieder tut. Der nicht sagt: „Ich liebe dich, aber…“, sondern der sagt: „Ich liebe dich und deswegen interessiere ich mich für das was in euch vorgeht und ich bin bei euch.“
Mein Gott liebt alle.

Mein Gott segnet alle.
Diesen Satz habe ich zu erst bei Instagram aufleuchten sehen. Mein erster Gedanke war: „Klar, stimme ich zu“, aber warum ist das plötzlich bei allen so präsent?
Ich gebe es zu, ich konsumiere eher weniger Nachrichten und so habe ich auch erst mal nichts hiervon mitbekommen.
In einigen Stämmen wurde der Satz in Regenbogen Farben auf den Boden gesprüht, andere hingen Regenbogenfahnen auf. Ich konnte mir zwar schon etwas denken, aber ich ging der Sache auf den Grund. Kurze Zeit später saß ich schockiert am Esstisch.
Wie kann sowas in der heutigen Zeit sein?
Zerstört das mein Bild von Kirche?
Wie kann die katholische Kirche so mittelalterlich sein?
Ich war zwar wütend auf die Oberhäupter der Kirche, aber gleichzeitig auch stolz.
Stolz auf die DPSG, die sich so schnell für die LGBTQ+ Community eingesetzt hat.
Stolz auf die Pfarrerinnen und Pfarrer, die gesagt haben: „Da mache ich nicht mit!“
Stolz auf die Kirchen, die als Reaktion darauf extra Gottesdienste zur Segnung homosexueller Paare gemacht haben.
Stolz darauf, dass ein Teil der Kirche doch im 21. Jahrhundert lebt.

Ich wollte Teil der Aktion werden und da mit unserem Pfarrer noch nicht gesprochen wurde und er selbst nicht aktiv wurde, habe ich meine Wohnung als Fläche genutzt. Schnell das WindowColor wieder herausgekramt und ein Regenbogenhalstuch bestellt. Ich möchte der Welt meine Offenheit zeigen und mein Statement teilen.
Als Kuratin hat mich auch meine eigene Kirche enttäuscht muss ich sagen. Unser Pfarrer war auch nach dem Gespräch mit uns und der KJG nicht dazu bereit, eine Regenbogenflagge zu hissen. Ich hoffe, dass wir es schaffen, - vielleicht auch in Zusammenarbeit mit der KJG - trotzdem zu zeigen, dass wir für eine Segnung für alle Paare sind..

Homosexualität war für mich für eine lange Zeit kein Thema, jedoch nicht, weil es ein Tabu-Thema Zuhause oder in meinem sozialen Umfeld gewesen wäre, sondern eher insofern, als dass mir lange nicht klar war, wie sehr manche Menschen darin einen Unterschied zur Heterosexualität sehen.
Als ich ein Kleinkind war hat meine Tante ihre Frau, meine zweite Tante, geheiratet. Die gesamte Familie und der enge Freundeskreis waren dabei und haben mit den Beiden gefeiert und keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen die Gültigkeit oder den Wert ihrer Liebe in Frage zu stellen.
Das ist über die Jahre jedoch nicht meine einzige Begegnung mit diesem Thema geblieben.
In der Mittelstufe ist eine gute Freundin von mir mit ihrer Partnerin zusammengekommen. Keiner meiner Klassenkameraden *innen hat damals etwas Negatives gegen die Zwei gesagt. Natürlich hat das neue Pärchen Aufmerksamkeit erregt, aber nicht mehr als es bei einem heterosexuellen Pärchen der Fall gewesen wäre. Für uns war es, wenn auch nicht etwas was viele von uns vorher wahrscheinlich gesehen oder erlebt hatten, dann doch nichts was als unnatürlich angesehen wurde.
Liebe ist Liebe.
Das ist ein Punkt den ich über die Jahre immer wieder miterlebt habe und an dem es für mich nichts zu diskutieren gibt.
Ob zwischen zwei Männern, zwei Frauen oder einer Frau und einem Mann, wenn zwei (oder mehr) Menschen sich lieben, warum sollte mich daran etwas stören?
Warum sollte ich mir mehr Gedanken darübermachen, anstatt mich für diese Menschen zu freuen, die sich gefunden haben?
Warum sollte ich je glauben ein Anrecht darauf zu haben über diese Menschen zu urteilen?
Unsere Kirche teilt diese Ansicht leider nicht.
Als die ersten Kirchen sich dem Aufruf anschlossen, auch gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, hat unsere Kirche uns auf Nachfrage hin eine Absage erteilt. Sie hat damit argumentiert, das Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern eine Sünde und unnatürlich ist und dass Gott das nicht gesagt oder gewollt hätte.
Dem stimme ich nicht zu.
Erstens ist dies die selbe Kirche, welche in Messen und Lesungen aus der Bibel von einem uns liebenden und gütigen Gott spricht und uns sagt wir sollten unseren Nebenmann so lieben wie uns selbst. Wie also könnte mein Gott jemals die Liebe zwischen zwei Menschen als eine Sünde betrachten?
Zweitens, ist es inzwischen wissenschaftlich belegt, dass Liebe und Beziehungen unabhängig vom Geschlecht der jeweiligen Partner in der Natur gang und gebe ist. Da viele, die diesen Text lesen, diese Aussage von mir wahrscheinlich anzweifeln, habe ich hier einen Link hinzugefügt, der zu einem Text führt, welcher genau dieses besagt und einige Beispiele nennt.
Geht man also nach der Bibel und dem, was die Kirche uns sagt, dann hat Gott die Welt und alles was auf ihr existiert, geschaffen und liebt alles, was er schuf (erinnert sich noch jemand an die Geschichte mit Noah und dem Regenbogen?). Teile seiner Schöpfung als unnatürlich oder wieder der Natur zu bezeichnen ist daher, meiner Ansicht nach jedenfalls, ein Widerspruch in sich. Zu sagen „Gott hätte das nicht gewollt“, also den Willen Gottes wider dem zu interpretieren, was wir in der Natur und bei unseren Mitmenschen sehen und bei dieser Ansicht festzuhalten auch wenn alles was uns die Wissenschaft sagt dagegenspricht, würde ich schon fast als Blasphemie und auf jeden Fall als Stur und absichtlich Blind und Abweisend bezeichnen.
Aber der Sinn dieses Texts ist es nicht mich mit der Kirche und ihren veralteten Ideen von Liebe, Anstand oder Verhalten gegenüber den jüngeren Generationen anzulegen oder über die Auslegung von Gottes Willen zu diskutieren.
Was ich sagen möchte ist, dass ich den Aussagen des Vatikans und unserer Kirche widerspreche.
Liebe ist Liebe und daran ist nichts Sündhaftes.
Ich und mein Stamm – die Gallier der DPSG – unterstützen die Aussagen des Vatikans nicht. Bei uns sind alle willkommen, ganz egal welches Geschlecht oder sexuelle Orientierung.
#Mein Gott liebt alle

Während ich überlege, wie ich mein Statement zum Thema „Mein Gott liebt alle“ beginnen kann, frage ich mich:
Wieso muss man dazu überhaupt ein Statement verfassen?
Für mich ist es ganz selbstverständlich, dass jeder Mensch liebt, wen er möchte.
Wieso müssen Menschen sich immer noch outen, wenn ihre Liebe gleichgeschlechtlich ist?
Wieso ist es in der Gesellschaft nicht längst genauso normal geworden, wie die Liebe zwischen Mann und Frau?
Wie kann es Sünde sein, wenn man glücklich ist und einen anderen Menschen glücklich macht?
Liebe ist nun mal Liebe.
Ganz egal wer wen oder was liebt.
Mein Gott segnet und liebt alle Menschen.

Mensch ist Mensch, egal wie jeder einzelne von uns ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf Akzeptanz hat, egal wen er liebt.
Es gibt einiges, dass in der Welt nicht immer richtig gewürdigt wird, obwohl es wichtig ist.
Es ist wichtig auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.
Es ist wichtig, dass jeder Mensch Aufmerksamkeit bekommt.
Es dürfen also nicht jene vergessen werden, auf die in dieser Zeit nicht die Aufmerksamkeit gerichtet ist.
Schade ist es, dass immer erst etwas Großes in der Öffentlichkeit passieren muss, damit viele Menschen ihre Meinung zeigen und sagen, dass sie nicht gut finden was da passiert. Obwohl wir es doch alle innerlich eigentlich schon vorher wussten. Daher ist es mir wichtig zu sagen, dass jeder akzeptiert werden sollte. Besonders betrifft dies homosexuelle Menschen.
Leider stellt man hier fest, dass manche Menschen immer noch eine veraltete Meinung/Ansicht haben und daran festhalten. Sie sind von ihrer Meinung felsenfest überzeugt. Doch ist es nicht so, dass die Welt sich stetig wandelt? Vielleicht war Gott ja früher wirklich der Meinung, dass es nicht gut ist, doch wer sagt uns, dass er nicht mittlerweile auch eine andere Meinung vertritt. Das kann uns keiner sagen und daher sollte man offen für alles Neue sein, was in der Zukunft kommt.
Meiner Meinung nach kann diese Welt mit mehr Toleranz und Akzeptanz ein viel friedvollerer Ort sein.

Mein Gott segnet alle.
Was heißt das überhaupt für einen Pfadfinder oder eine Pfadfinderin? Eigentlich würde man denken, dass es genau das heißt was da steht.
Aber warum MEIN Gott und warum gibt es überhaupt eine Diskussion darüber?
Die Diskussion entbrannte vor etwas über 2 Monaten. Der Vatikan hat verkündet, dass homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen. Doch warum? Im Vatikan wurde es verschieden begründet. So sei eine Ausübung der Sexualität außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau nicht „im Sinne Gottes“. Zusätzlich habe man Angst, dass die Segnung einer Ehe gleichkommen würde. Es ginge auch nicht um die Person selbst, sonder um eben diese Verbindung, eine einzelne homosexuelle Person könne gesegnet werden. Als Pfadfinder und Pfadfinderin ist dies außerhalb unseres Verständnisses. Es sind doch alle Menschen gleich. Und auch jede Art von Beziehung oder Ehe sind gleich. Wir stehen für Weltoffenheit und Diversität!
Deshalb heißt es auch MEIN Gott segnet alle. Denn wie wir Gott sehen ist anders, als der Vatikan und die konservative katholische Kirche. Wir sehen, dass auch Mann und Mann sowie Frau und Frau „im Sinne Gottes“ eine Partnerschaft eingehen können. Denn wir glauben daran, dass Gott für die Liebe steht und diese befürwortet. Wir glauben daran, dass es ihm egal ist, welches Geschlecht die Liebenden haben. Wir, der Stamm Gallier, unterstützen die Initiative "mein Gott segnet alle" und bedanken uns bei allen Pfarrern, Gemeinden und Institutionen der katholischen Kirche, die diese Initiative ebenfalls unterstützen und Segnungen für homosexuelle Paare aussprechen.
Unter dem Slogan „Mein Gott segnet alle“ findet man aktuell viele Regenbogenflaggen und gemalte Bilder. Wir wollen das Thema weiter aufgreifen und unsere Leiter*innen zu dem Thema sprechen lassen. Teilt und verbreitet unseren Beitrag und die Message, versucht eure Kirche zu überzeugen eine Regenbogenflagge zu hissen.

Eure Kira und Kathi